Am 27.10.2023 fand bei IN VIA e. V. in Köln unsere Fachveranstaltung zum Thema „Studienabbrecher*innen“ statt, welche sich u. a. mit der Frage beschäftigte, wie man diese schwer zu fassende Zielgruppe besser erreichen kann.
Das Programm und den Ablauf finden Sie hier als PDF.

Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung des Programms durch Herrn Schlegelmilch gab Frau Unützer eine Einführung in die Thematik und präsentierte einige Zahlen und Fakten. Rund 30 % der Studierenden verlassen die Universität ohne einen ersten akademischen Abschluss, im MINT-Bereich liegt die Quote teilweise sogar bei bis zu 50 %. Hier können Sie einige Fakten hierzu nachlesen.

Im Anschluss stellte Frau Keus (Teamleitung Stadt Aachen, Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung und Europa) das Aachener SWITCH-Programm vor, welches Studienabbrecher*innen beim Weg in die duale Ausbildung unterstützt und ihnen mit Beratungs- und Hilfsangeboten zur Seite steht. Frau Keus erläuterte, dass sich immer mehr junge Menschen für ein Studium und gegen eine Berufsausbildung entscheiden. Der wichtigste Grund für Studienabbrüche sind Leistungsprobleme (30 %); aber auch mangelnde Studienmotivation (17 %), Wunsch nach mehr Praxisbezug (15 %) und finanzielle Aspekte (13 %) spielen eine Rolle.
SWITCH wurde vor 11 Jahren ins Leben gerufen und über Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des ESF gefördert. Seit etwa 4 Jahren ist das Programm durch die Stadt Aachen, die HWK und die IHK verstetigt. Ziel von SWITCH ist es, sowohl Unternehmen auf der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften als auch Studienabbrecher*innen bei ihrer beruflichen Neuorientierung zu unterstützen. Dabei kooperiert SWITCH mit verschiedenen Arbeitsmarktakteuren, Hochschulen und Berufsschulen.
Die von Frau Keus bereitgestellte Präsentation können Sie sich hier ansehen.

Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse:
Herausforderungen

  • schwierige Erreichbarkeit der Zielgruppe
  • mangelnde Kooperation von Hochschulen, da sie Studienabbrüche oftmals als „Versagen“ ihrerseits werten
  • Rückzug der betroffenen Zielgruppe, kein offener Umgang mit dem Thema, da Studienabbruch häufig als „Scheitern“ angesehen
  • Orientierungsprobleme bei der beruflichen Neuorientierung – vielen Studienabbrecher*innen ist nicht bekannt, welche Möglichkeiten sie nach einem Studienabbruch haben, und Beratungsangebote werden wenig genutzt
  • mangelndes Ansehen von Ausbildungen, keine Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Qualifikation à immer mehr Menschen entscheiden sich für ein Studium und gegen eine Berufsausbildung
  • mangelnde Kooperation von Gymnasien bzgl. Info-Veranstaltungen zur Berufsausbildung
  • starres Bildungssystem in Deutschland

Nach einer Pause, welche für einen intensiven Austausch und Networking genutzt wurde, diskutierten Frau Fiedler (Leiterin Regionalagentur Köln), Frau Unützer und die Teilnehmenden darüber, was in der Kölner Region derzeit für die Zielgruppe der Studienabbrecher*innen unternommen wird, welche Herausforderungen sich stellen und was für weitere Maßnahmen eingeführt werden könnten.

Maßnahmen und Projekte in der Region Köln

  • Initiative „umsteigen“ – u. a. Aktionen wie „Cologne Fail Days“ (inkl. „Fuck Up Night“, bei der ehemalige Studienabbrecher*innen berichten)
  • Projekt „next career“ (NRW) – u. a. Aktionen wie „doubting weeks“
  • Ausbildungsbotschafter*innen
  • Schulhoftournee

weitere Ideen kamen während der angeregten Diskussion auf:

  • Ausbau der niedrigschwelligen, ganzjährigen Beratungsangebote für Studienabbrecher*innen, u. a. in Hochschulen
  • Steigerung des Bekanntheitsgrads bereits existierender Projekte und Initiativen, z. B. „umsteigen“
  • bereits Beratung von Schüler*innen der Sekundarstufe II und Information über Gleichwertigkeit von Studium und Ausbildung; ggf. Aufnahme in Lehrplan
  • zielgruppengerechte Ansprache von Jugendlichen, z. B. durch Multiplikator*innen
  • Vorantreiben von Unternehmenspartnerschaften, Kooperationen von Schulen mit Unternehmen
  • Anbieten von Praktikumsplätzen durch die Mitglieder der Qualitätsgemeinschaft

Wir danken den Referentinnen für den informativen Input, IN VIA e. V. für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und des Caterings sowie den Teilnehmenden für die rege Diskussion!

Hier finden Sie ein paar Impressionen der gelungenen Veranstaltung: